St. Cäcilia Chor aus Grieth mit 200 - jähriger Geschichte

Der Griether Cäcilienchor ist seit 2015  in einen Chorverbund mit der von Dieter Paessens geleiteten Chorgemeinschaft Düffelward-Keeken-Bimmen. Das hohe Durchschnittsalter hatte Lücken gerissen und es fehlte an Nachwuchs. Allein – die erweiterte Chorgemeinschaft am Rhein sichert den Fortbestand des traditionsreichen Chores.  Am Sonntag, dem 8.10.2017 wurde das Jubiläum des Chores in feierlichem Rahmen begangen. Der Chorverbund Grieth-Düffelward-Keeken-Bimmen  gestaltete den Gottesdienst mit Orchesterbegleitung mit der Missa Nona in G von Franz Arnfelser . Anschließend fand im Seniorenheim St.Marien mit geladenen Gästen die Jubiläumsfeier statt.

                                              Foto: Andreas Daams

 

 

 

Die aktiven Choristen aus Grieth im Jubiläumsjahr.

Ein Kirchenchor, der in der Erzdiözese Köln im Jahre 1817 gegründet wurde, zählt sich zu den ältesten des Bistums. Ähnliches dürfte für das Bistum Münster gelten, zu dem seit der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die Pfarrei St. Peter und Paul in Grieth gehörte. Noch sollte es 5 Jahre dauern, bis der Ort, der damals 886, nahezu zu 1oo% katholische, Einwohner hatte. durch den Bau des Griether Kanals wieder direkt am Rheinstrom lag. Der örtliche Kirchenchor wird erstmals 1817 in einer Mess-Stiftung der Familie Heuvelmann/ Verweyen erwähnt, bestand in diesem Jahre also bereits – wie lange, ließ sich bislang nicht feststellen.

Die Überlieferungsgeschichte ist auch durch die Kriegsereignisse äußerst spärlich, ein Dokument aus dem Jahre 1911 erwähnt die 33jährige Mitgliedschaft des Sängers Gossen im Kirchenchor, dessen Existenz 1878 damit gesichert ist.Zwischen den beiden Weltkriegen gab es den Kirchenchor als reinen Männerchor.

Ein Foto aus den letzten Jahren des 2. Weltkriegs belegt dies, auf dem noch Pfarrer Kamps und Kaplan Lammerskötter zu sehen sind. In dieser Zeit existierte in Grieth auch ein weltlicher Gesangverein. Der Kirchenchor war bei der Einweihung des Kriegerehrenmals 1925 dabei und trug alljährlich den Gesang bei der Fronleichnamsprozession. Pfarrer Kamps war der Kirchenchor ein besonderes Anliegen. Selbst verfügte er über ein feines musikalisches Gehör und forderte ein hohes Niveau der kirchenmusikalischen Darbietungen ein. Er war es auch, dem es auf oft abenteuerlichen Wegen und mit hoher Opferbereitschaft seiner Gemeinde und örtlicher Handwerker gelang, dass in der im Krieg zerstörten Pfarrkirche St. Peter und Paul als erster Kirche am Niederrhein 1947 bereits wieder Gottesdienste gefeiert wurden. Am Samstag vor Allerheiligen sang der Kirchenchor, so überliefert es sein Bericht über den Wiederaufbau, „in heller Begeisterung den Festgesang ´Hoch tut euch auf, ihr Tore der Welt` von C.W. Gluck“. Bereits in den unmittelbaren Nachkriegsjahren feierte man das Cäcilienfest mit einem bunten Abend und reichhaltigem Programm, so etwa am 6. Februar 1949 im Saale Peerenboom.

In der Nachkriegszeit war der Griether Cäcilien-Chor ein gemischter Chor, daneben gab es einen Mädchenchor. Der probte auch in der Wohnung des Küsters und Organisten Paul Reinders. Für die Mädchen, die in der Woche nicht proben konnten, gab es Übungszeiten nach dem Hochamt. Der Kirchenchor probte anfangs entweder im alten Pfarrheim oder im damaligen Kindergarten , anschließend gingen die Männer noch zum Biertrinken und Kartenspiel entweder in den Gasthof van Ackeren oder Heister, beide Wirte waren Chormitglieder. Der Chor unter der langjährigen Leitung von Paul Reinders verfügte auch über ein Repertoire an weltlichen Liedern, einmal im Jahr gab es an unterschiedlichen Orten ein Dekanatsfest, bei dem man sich mit anderen Chören maß. In Erinnerung ist noch, dass Grieth in Hasselt unschlagbar war, was entsprechend gefeiert wurde.
Intensiv und fröhlich wurde jedes Jahr das Cäcilienfest gefeiert, Anlass, die von Peter Hell getextete Hymne „Wej sin Choreste van Sankt Cäcilia“ erklingen zu lassen. Nach der Festmesse trafen sich die Männer zum Frühschoppen, nachmittags waren auch die Frauen mit von der Partie, für die die Bäcker Peter Hell und Johann Rosenboom selbstgebackenen Spekulatius mitbrachten. Ein gemeinsames Essen bildete dann den Abschluss, die Männer tranken Bier, die Frauen „Bees“, Beerenlikör – zahlreiche Anekdoten blieben in Erinnerung. Das gesellige Zusammensein und die gemeinsamen Ausflüge an Rhein und Mosel blieben Merkmale der Chorgemeinschaft. Letztere waren legendär und boten lang andauernden Gesprächsstoff. Wenn Johann Rosenboom die Männer mit „Die Griether Mädchen sind die hübschesten. Kümmert euch mal um die Mädels“ zum Tanzen aufforderte – einer Bitte, der nur zu gerne gefolgt wurde – beobachteten manche derer mitgereisten Ehefrauen das mit Argusaugen, blieb ihnen doch nur noch die Zuschauerrolle beim Tanzvergnügen! Der Kirchenchor hatte auch über Jahre eine Schauspielgruppe, deren Aufführungen im vollbesetzten, aber unbeheizten Saal Peerenboom fanden stets regen Zuspruch. Nachdem zuletzt nur noch zwei Frauen (Inge Reumer und Christa Meyer) im Chor waren, wurde er wieder für einige Jahre zum reinen Männerchor.

Zu Beginn der 80er Jahre war der Chor mit nahezu 30 Mitgliedern gut aufgestellt und wies in Spitze und Breite eine beachtliche stimmliche Qualität auf. Als Dirigenten der Nachkriegsjahre seien genannt:
Paul Reinders, Heinz Heselmann, Georg van Ackeren, Irmgard Graff, Norbert van Oss, Clemens Driessen, Hilde Stevens, Christina Hebben und zur Zeit Dieter Paessens.

Besonders nachhaltig war die Wirksamkeit von Irmgard Graff und, besonders hervorzuheben, von Hilde Stevens. Die ehemalige Weltklasse-Kanutin und langjährige Begleitpianistin von Hermann Prey leistete äußerst ambitionierte Probenarbeit, Basis für eindrucksvolle Auftritte des Chors, oft gemeinsam mit dem Chor aus Keppeln, den sie ebenfalls dirigierte. Erinnert sei besonders an die beiden Doppelkonzerte im Februar 2005 mit Werken von Ignaz Reimann, Wolfgang Amadeus Mozart und Anton Bruckner, begleitet von Mitgliedern des Kammerorchesters Kevelaer und dem Kalkarer Musikverein. “Kirchenmusik mit glanzvollen i-Tüpfelchen“ titelte damals die RP.
Ein Höhepunkt war zuvor die Verleihung der Palestrina-Medaille an den St. Cäcilienchor Grieth durch den Präses des Allgemeinen Cäcilienverbandes Deutschland, Egon Mielenbrink, am 19. November 1988 gewesen, womit der geehrte Chor bereits 51 länger existierte als der ehrende Verband! Zahlreiche Chöre gaben in diesem Jahr ihre musikalische Visitenkarte in der Griether Pfarrkirche ab, darunter auch der Zangkoor „Jubilate Gendt“ aus der ehemaligen Partnerstadt Kalkars. In dieser Periode übernahmen im Übrigen zahlreiche Gastchöre die musikalische Gestaltung einer Messe in St. Peter und Paul , es gab gut besuchte Konzerte , so etwa mit der „Petersburger Troika“, und auch der Griether Chor trat, bedingt durch die doppelte Dirigentinnen-Tätigkeit Irmgard Graffs, mit dem Kehrumer Chor mit Erfolg anderorts auf, etwa in Queckenberg. Tradition über Jahre aber waren die Cäcilienfeste im Gasthof van Ackeren, wo in vertrautem Ambiente die bekannt liebevoll von Elsmarie van Ackeren zubereitete Speisefolge auf die Choristen wartete, und anschließend mit viel Gesang bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde. Das Finale war dann gelegentlich eine Polonaise auf dem Griether Markt in den frühen Morgenstunden –alle waren halt noch jünger! Das Jahr 1996 vereinte die Kirchenchöre des Pfarrverbandes in Grieth – ein eindrucksvolles Erlebnis für alle Beteiligten! Nur einmal unternahm der Kirchenchor einen mehrtägigen Ausflug und der führte mit dem Chorleiter Clemens Driessen nach Leuven, wo der Chor in der Grabkapelle des Leprapaters Damian sang und anschließend auf den Spuren Felix Timmermanns die belgischen Beginenhöfe bewunderte – einst auch Stätten der einstimmigen musica sacra.

Josef van Ackeren – Ehrung 2018 zur längsten Mitgliedschaft im Kirchenchor.