Der Rhein ist Vater aller Dinge.

Mit diesen Worten müsste der Chronist die Geschichte der Stadt Grieth beginnen.

Oft hat der Rhein im Laufe der Jahrhunderte sein Bett verlagert. 

Die Lage am Rhein bestimmte über Jahrhunderte das Schicksal Grieths, sie entschied über Wohl und Wehe, über wirtschaftlichen Wohlstand und Niedergang der Fischer, Schiffer und Händler, die den Großteil der Bevölkerung stellten. 

Der Rhein riss einerseits beträchtliche Teile des Stadtgebiets weg, sorgte aber andererseits für einen Schadensausgleich, indem er durch Anlandungen größere Weideflächen schuf, die im 18. Jhd. eine einträgliche Rinderzucht ermöglichte.

Stadtrechte

Am 07. Dezember 1250 ist den Bürgern von Grieth ausdrücklich das Recht der Bürger von Kleve und Kalkar verliehen worden, eben der beiden ersten und bislang einzigen Stadtgründungen des Klever Grafen.

Name

Aus der Gründungsurkunde von 1250 geht hervor, dass es sich um eine planmäßige Anlage handelte. (…die neu gegründete Stadt auf der Wisseler Wardt, welche Grieth genannt wird.) 

Hier hat offensichtlich weder ein Hof, wie später zu Griethausen, noch ein Dorf, wie Kalkar, auch nicht eine Burg, wie die Kranenburg der Neugründung ihren Namen geliehen. 

Da jede benannte menschliche Siedlung fehlte, griff man zum Nächstliegendem; man nannte die junge Kolonie nach der Örtlichkeit, die wohl schon seit langem von den Bauern der Wisseler Ward den Namen Grieth erhalten hatte. 

Ein solcher Flurname war nicht ungewöhnlich. 

Das Griet ist Rietland. Diese Herleitung war noch im späten Mittelalter geläufig. Dies ist dann wohl auch der Grund, weshalb der Heraldiker, welcher das erste Stadtsiegel aus dem 13. Jhd. entwarf, zwei Rietbüschel auf die Zinnen der Torburg steckte, die das Zeichen der städtischen Freiheit war.

Haus Grieth

Zu den bemerkenswerten Bauten Grieths zählte Haus Grieth, auch als Burg bezeichnet, das 1371 zuerst erwähnt wird und nach der Ansicht Jan de Beijers 1758 mit seinen Staffelgiebeln und Erkernein höchst ansprechendes und noch stark mittelalterlich geprägtes Erscheinungsbild bot.

Das mehrgeschossige Burghaus war Teil der Stadtbefestigung.

Teile der alten Bausubstanz sind bis heute erhalten geblieben 

Siegel der Stadt

Das auf den Namen der Stadt verbundene Beizeichen, die Umschrift lautet: 

SIGILLVM BVRGENSIVM DE GREITE, d.h. Siegel der Bürger von Grieth 
Das Siegel, das eine starke Ähnlichkeit mit dem Emmericher Wappen aufweist, zeigt als Hinweis auf die Stadtrechte eine tor- und turmbewehrte, zinnengekrönte Stadtmauer. 
Auf der Torturmspitze sind als Hinweis auf den Ortsnamen der neuen Stadt zwei Rietbüschel zu sehen. 
Auf den Landesherrn verweisen symbolisch die beiden Wappenschilde zwischen den Türmen.
Das mit 7,4 cm Durchmesser sehr große Rundwappen dürfte belegen, dass der Klever Graf mit seiner Neugründung hohe Erwartungen verknüpfte.

 

Griether Rheinzoll

Die Grafen von Kleve besaßen seit alters her drei Rheinzölle. (Orsoy, Huissen und Nijmegen)

Ein wichtiger Absatz des Griether Stadtrechts verlieh den Kaufleuten dieser Stadt Zollfreiheit an allen diesen Zöllen.

Die Bedeutung Grieths innerhalb der Grafschaft / des Herzogtums Kleve wuchs im 14. Jhd. durch die zeitweise Verlegungdes Rheinzolls von Huissen (1336) und durch die Verlegung des Büdericher Rheinzolls im 15. Jhd. ( 1472) nach Grieth.

Bedingt durch die frühe Blüte der kleinen Stadt, der Wohlstand der Bürger stieg mächtig, ersetzte man die Kapelle in Grieth durch eine größere Kirche, unserer heutigen gotischen Basilika mit der z.T. heute noch vorhandenen reichen Ausstattung.

Nach üblicher Zollzahlung musste man den Griether Bürgern die Möglichkeit zum Einkauf der mitgeführten Waren geben. (Stapelrechte)

Die Hanse

Seit dem 15. Jhd. stand Grieth in enger Beziehung zur Hanse. Die Stadt bekundete 1540 zusammen mit den übrigen klevischen Städten, unter Führung Wesels die Hanseprivilegien nutzen und die erforderlichen Beiträge zahlen zu wollen.

Nach gut drei Jahrzehnten endete die Hansezeit mit Austritt aus dem Bund.

Die „neue“ Hanse

1980 wurde die Hanse im niederländischen Zwolle zu neuem Leben erweckt. Schon die „alte“ Hanse erstreckte sich über Landesgrenzen hinweg über den europäischen Kontinent bis weit in die östlichen Gebiete des Russischen Reiches hinein. An diese grenzüberschreitenden Verbindungen möchte die neugegründete Hanse anknüpfen. Auch Grieth gehört zum neuen Hansebund.

Grieth und der Rhein

Als sich der Rhein buchstäblich von der kleinen Stadt abwandte, sank auch ihre Bedeutung. Der Griether Kanal, ein Stromdurchstich zur Rheinbegradigung, der zwischen 1812 und 1824 ausgeführt wurde, um einen freien Zugang zum Strom zu ermöglichen, ließ noch einmal Hoffnung aufkeimen. 

Der Rhein floss zwar wieder östlich an der Stadt vorüber, doch die einsetzende Industrialisierung und der zunehmende Einsatz moderner Dampfschiffe beendeten schon bald die Erwartungen des kleinen Schifferstädtchens auf einen wirtschaftlichen Aufschwung. 

Darin mag einer der Gründe zu sehen sein, dass Grieth sich bis zum 20. Jhd. kaum über sein mittelalterliches Stadtgebiet hinaus ausdehnte. 

Broterwerb der Griether

Stolz blicken die Bürger heute auf eine lange Schiffahrtstradition zurück. Die Fischerei ernährte bis ins 20.Jhd. hinein viele Familien.

Katastrophen, wie Brände und Rheinverlagerungen haben immer wieder die Geschicke Grieths mitbestimmt und seine Bedeutung entscheidend eingeschränkt, so dass im 18. Jhd. sogar von einem armseligen Städtleinzweistellig vertreten. Es sind Berufe, die den örtlichen Bedarf deckten.) Eine lohnende Beschäftigung war die Pferdetreiberei. (vgl.Treideln)

 

Das Treideln

Bis ins 2. Jahrzehnt kannte man auf dem Rhein nur hölzerne Segelschiffe. Bei gutem Wetter segelten die Schiffe mit vollem Segel sogar gegen den Wind.
War der Wind zu schwach, wurden die Schiffe an langen Leinen von Pferden stromaufwärts gezogen. Dabei mussten, je nach Größe, mehrere Pferde eingesetzt werden.

Für diesen Zweck waren eigens Wege hergerichtet, die so genannten Leinpfade, auch „Linnepad“ genannt, die man heute z.T. noch als Treibwege erkennen kann.

Von Grieth aus wurde linksrheinisch die Strecke von Emmerich bis Vynen unterhalten.
Da die Pferdetreidelei bei der Treidelschiffahrt ein lohnendes Einkommen bot, war in Grieth eine Pferdestation eingereichtet. Zeitweise standen bis zu 200 Pferde hier.

Um 1840 wurden die ersten eisernen Schleppkähne gebaut, die von Schaufelraddampfern gezogen wurden. Oft zog ein Schaufelraddampfer 2-3 Schleppkähne. Die Treidler, die bisher bei Windflaute die Schiffe mit ihren Pferden stromaufwärts gezogen hatten, wurden nicht mehr gebraucht.

Sie mussten sich der neuen Zeit anpassen und gingen zum Schifferberuf über.

Wie ging es weiter?

Die Stadt Grieth fiel 1609, endgültig 1666, mit dem Herzotum Kleve an das Kurfürstentum Brandenburg.Sie gehörte 1753 zu einem von Kleve aus verwalteten Städtekreis, anschließend zu dem von Xanten aus verwalteten Städtekreis.

In der Franzosenzeit wurde Grieth eine Mairie im Kanton Kalkar.

In der folgenden Preußenzeit gehörte die Gemeinde Grieth als Bürgermeisterei zum Kreis Kleve im gleichnamigen Regierungsbezirk, der 1823 dem Regierungsbezirk Düsseldorf zugeschlagen wurde.

Zusammen mit anderen Gemeinden wurde Grieth 1969 mit dem namengebenden Kalkar zu einer neuen Großgemeinde zusammengelegt, zur Stadt Kalkar.

2017

In den vergangenen Jahren wuchs der Wunsch, die Lage Grieths, direkt am Rhein gelegen, mit in den Namen aufzunehmen. Nach dem Antrag von Griether Bürgern und dem anschliessenden Ratsbeschluß über die Umbenennung von Grieth in „Grieth am Rhein“ , wurden im März 2017 die neuen Ortsschilder aufgestellt.